Mittwoch, 12. Dezember 2012

Reisen und ihre Nachwirkungen.

Liebe Leser,

es ist interessant, was Reisen mit einem machen. Man lernt die Welt besser kennen. Sieht, wie andere Menschen leben, erlebt Kulturen und wird mit Erlebnissen konfrontiert, die einen irgendwo zwischen verwirrt, belustigt, verängstigt oder einfach sprachlos zurücklassen. Es erweitert die Sicht und macht gleichzeitig demütig, kräftig, stark, sicher.

Man lernt auch sich selbst besser kennen. Bei jeder Reise gibt es Momente, wo man so mit sich selbst konfrontiert ist, dass es fast weh tut. Körperlich spürt man die veränderten Lebensbedingungen als erstes. Wenn die Nahrung nicht dort bleibt wo sie soll, wenn man weiß dass ein Stich von einem Moskito oder einem Rochen das Leben nachhaltig verändern kann, wenn die Sonne so gnadenlos runterbrennt, dass Lichtschutzfaktor 50 noch fast zu wenig ist, oder wenn nach dem Nachtzug die Klimaveränderung so heftig ist, dass man mit den ärgsten Schwindelkopfschmerzen einen halben Tag das Bett hüten muss. Das erdet mit sich selbst.

Und seelisch? Ich würde sagen, ich habe von jeder Reise einen Knacks mitgenommen.

Aus Australien und Neuseeland, das Gefühl und die wichtige Bestätigung, überall und alleine, und das ohne Abstriche und mit vollem Genuss, zurecht zu kommen. Die tiefe Erfahrung, defintiv auf eigenen Füßen zu stehen. Auch am anderen Ende der Welt.

Aus Thailand den prägenden Eindruck von Armut. So habe ich heuer über SOS Kinderdorf eine Patenschaft für ein 5jähriges Mädchen in Kambodscha abgeschlossen. Sie wächst - dank meiner Hilfe - behütet auf und kann in die Schule gehen. Sie hat so eine Familie und erhält Bildung, die Basis für ein eigenständiges Leben. Auf die quälende Frage, warum es uns so gut geht und denen dort nicht, gibt es keine faire Antwort und keinen Grund. Aber man kann was zum Gleichgewicht beitragen. Uns tut es nicht weh, aber dort verändert es ein Leben.

Und aus Indien bin ich überhaupt - jetzt mal vorsichtig gesagt - als Vegetarierin zurückgekommen. Ich habe mich dort mit dem Thema Lebensgesundheit beschäftigt und von den Indern auch was abgeschaut. Die Erfahrung der Einheit. Respekt vor dem Leben. Mit wenig auskommen. Ich merke, wie ich mich schrittweise immer mehr vom Konsum abwende und erfahre eine neue Freiheit. Und - weniger (Fleisch) zu essen, tut mir gut! Sehr gut sogar! Ich finde Kräfte, von denen ich nicht wusste, dass ich sie habe.

Ich kann nicht sagen, wie es jetzt weitergeht. Eigentlich habe ich erstmal genug von Fernreisen. Sie sind, sofern man nicht wirklich lange Zeit hat, anstrengend. Es muss ja auch nicht gleich sein. Auf der Liste meiner Ziele steht ganz oben Südamerika mit Peru und Bolivien, weiter unten Südafrika mit Durban, Johannesburg und Safari, Westküste USA mit Los Angeles, San Francisco, Las Vegas, und irgendwann natürlich noch Laos, Vietnam, Kambodscha - mein Patenkind besuchen.

Dann geht mir auch noch genau ein Kontinent ab, den ich noch nicht betreten habe und wohl auch nie betreten werde - die Antarktis. Zu kalt. :->

Pauschalurlaub werde ich wohl in diesem Leben auch keinen mehr machen. :-)


"Travel is the only thing you buy that makes you richer."
Kathi